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Aktuelle Stunde zur Unterschutzstellung des Neustädter Marktes in der Stadtratssitzung vom 22. Juli 2021

Ein persönliches Fazit

Nicht alle, die sich Gedanken über die Zukunft des Neustädter Marktes machen, werden Gelegenheit gehabt haben, die von der FDP-Fraktion beantragte „aktuelle Stunde“ zum Thema "Denkmalschutz für den Neustädter Markt und das Königsufer – das Zustandekommen und die Konsequenzen für die städtebauliche Entwicklung der Inneren Neustadt" in der Dresdner Messe oder im Livestream am Computer zu verfolgen. Vielleicht haben sie den Bericht darüber in den DNN (Thomas Baumann-Hartwig, „Chance für den Neustädter Markt. Der Stadtrat debattiert über den Denkmalschutz“, DNN vom 23.7.2021, S.17) gelesen.
Mein persönliches Fazit ist überwiegend positiv. Es gab zwar ungerechtfertigte Attacken gegen das Denkmalschutzamt und das Landesamt für Denkmalpflege wegen angeblich nicht korrekt verlaufenem Entscheidungsprozess (Stadtrat Holger Zastrow [FDP], Stadtrat Mario Schmidt [CDU], Stadtrat Thomas Ladzinski [AfD]); die Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Die Linke) trat dem aber souverän entgegen. Sie erläuterte, welche Schritte zur Unterschutzstellung einer Sache führen können (Beispielsweise sei die Gesamtanlage vom Hotel Bellevue ganz ohne Mitwirkung der Stadt erfolgt.), und erwähnte, dass im Fall des Neustädter Marktes eine Petition von Bürgern eine Rolle gespielt habe. Mittlerweile habe es klärende Gespräche über mögliche Auswirkungen der Unterschutzstellung zwischen Denkmalschutzamt und Landesamt für Denkmalpflege gegeben. Als einer der nächsten Schritte werde eine gartendenkmalpflegerische Zielstellung für den Neustädter Markt in Auftrag gegeben. Behauptungen, wonach der Schutzstatus eine positive Entwicklung des Platzes und der Inneren Neustadt insgesamt behindern werde, weil nun nichts mehr verändert werden dürfe, traten die Vertreter mehrerer Stadtrats-Fraktionen deutlich entgegen, und der Baubürgermeister Stephan Kühn (Bündnis90/Die Grünen) wies auf Gespräche mit dem Landesamt für Denkmalpflege hin, die wünschenswerte Spielräume erkennen ließen.
Stadtrat Holger Zastrow rühmte ausführlich die Qualitäten des Ensembles Hauptstraße/Neustädter Markt aus den 1970er Jahren und beklagte spätere Veränderungen daran sowie den schlechten Zustand der Platzanlage. Er äußerte die Befürchtung, der Denkmalschutz könne als „Bremsklotz“ für positive Veränderungen wirken. Insgesamt kam aber vor allem zur Sprache, dass der Schutzstatus angemessen sei und Vorteile für die künftige Entwicklung mit sich bringe. So wies Stadtrat Thomas Löser (Bündnis90/Die Grünen) darauf hin, dass der Schutzstatus keine Veränderungssperre bedeute. Als einzelne Bauvorhaben für das Königsufer publik wurden, hätten die Verantwortlichen wegen dessen enger Verflechtung mit Neustädter Markt und Hauptstraße beschlossen, einen Ideenwettbewerb für das Gebiet auszuschreiben. Parallel dazu habe man sich in der Öffentlichkeit mehr mit den aktuellen Gegebenheiten befasst, was auch den ohnehin immer dynamischen Prozess der denkmalfachlichen Bewertung von historischem Bestand gefördert habe. Die Umsetzung bisheriger Ratsbeschlüsse sei durch die Unterschutzstellung des Platzes keineswegs in Frage gestellt. Die Entwicklung des Königsufers sei nun aber auch daraufhin zu prüfen, wie sie den Neustädter Markt beeinflusst. Im Übrigen bleibe weiterhin zu diskutieren, welche Nutzungen für den prominenten Standort Königsufer angemessen sind. Stadtrat Tilo Wirtz (Die Linke) wies daraufhin, dass im Bereich von Königsufer und Neustädter Markt schon vor Unterschutzstellung der Platzanlage weithin denkmalpflegerische Belange zu berücksichtigen waren und weiterhin zu berücksichtigen sind, denn für die zahlreichen schon längst geschützten Einzeldenkmale, die sich dort befinden, gelte der gesetzliche Umgebungsschutz. Er betonte, der Schutzstatus behindere die Bemühungen um eine positive Entwicklung des Bereichs nicht, sondern „flankiere“ sie, sei geeignet, der weiteren Entwicklung eine schlüssige Struktur zu geben. Abschließend mahnte Wirtz, achtsam mit dem baukulturellen Erbe umzugehen und fragte, ob nun nicht auch die Robotron-Kantine als Kulturdenkmal in Betracht zu ziehen sei? Stadtrat Vincenz Drews (SPD) stellte einleitend klar, dass die Unterschutzstellung eine wissenschaftlich fundierte fachliche Maßnahme sei, die nicht vom Belieben der Stadträte abhängig zu machen ist (wie von Ladzinski postuliert). Sie schiebe zwar einen Riegel vor die Absicht, alles wieder so zu machen, wie es vor 1945 war, bedeute aber keinen Konflikt mit den Schlussfolgerungen des Stadtrats aus dem Wettbewerbsergebnis. Auch, was der Rat entscheide, wenn Ergebnisse der beschlossenen Prüfaufträge vorliegen, sei noch völlig offen. Drews merkte an, seine Fraktion habe sich schon anfangs in den Haushaltsberatungen dafür eingesetzt, dass Geld für die Sanierung des Kracht-Brunnens vorgesehen werde. Nun sei das nachträglich geschehen, und er hoffe, dass auch Geldmittel für Kopien der in der Hauptstraße fehlenden Skulpturen aufgebracht werden. Um Wiederholungen zu vermeiden, beschränkte sich Stadtrat Martin Schulte-Wissermann (Dissidenten-Fraktion) darauf festzustellen, dass der Neustädter Markt ein "extrem wichtiger Ort" in der Stadt sei, weshalb damit sorgfältig umgegangen werden müsse. Der Schutzstatus als eine weitere Bedingung dafür mache bewusst, dass es um langfristig – "weit über unser Leben hinaus" – wirksame Entscheidungen gehe.
Der Livestream der Stadtratssitzung vom 22./23. Juli 2021 bleibt – wie üblich – ein Jahr lang im Ratsinformationssystem der Stadt Dresden verfügbar. Weil die aktuelle Stunde als Tagesordnungspunkt 2 platziert war, ist die Debatte leicht zu finden. Machen Sie sich ein eigenes Bild davon!

Erika Schmidt (03.08.2021)


"Richtiger" Denkmalschutz und "richtige" Denkmalpflege – Stellungnahme der Initiative „Neustädter Freiheit“ zur Pressemitteilung der GHND e. V. vom 17.06.2021
An dem, was die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e. V. (GHND) unter der Überschrift "Denkmalschutz Neustädter Markt - aber dann richtig" in teils satirischer Form, mit hässlich polemischem Beiklang über mögliche Konsequenzen dieser neuen Sachlage schreibt, ist Einiges zurechtzurücken.
° Stichwort "Beschlüsse zu Fall bringen": Zum Neustädter Markt bisher gefasste Beschlüsse werden durch die Unterschutzstellung nicht aufgehoben. Allerdings: Wenn die Beschlüsse nun umgesetzt werden, sind weitere, eben denkmalpflegerische, Gesichtspunkte zu berücksichtigen.
° Stichwort die "von Georg Dehio ausgearbeiteten strengen Leitlinien der deutschen Denkmalpflege": Bei allem Respekt vor Georg Dehio (1850-1932) ist doch zu konstatieren, dass sich denkmalpflegerische Leitlinien, von denen es seit Aufkommen des Denkmalschutzgedankens immer unterschiedliche und oft gegensätzliche gab, in den vergangenen hundert Jahren gewandelt haben. So strebt man heute in der Denkmalpflege nicht mehr unbedingt die Wiederherstellung eines Ursprungszustands an. Vielmehr kommt auch die Erhaltungswürdigkeit jüngerer Zutaten oder sonstiger Veränderungen in Betracht. So wie zum Beispiel viele im Mittelalter angelegte Marktplätze einschließlich der rahmenden Bebauung und ihrer Flächengliederung aus späteren Zeiten unter Denkmalschutz stehen.
° Leitbilder sind wirksam, aber vorrangig gelten für Kulturdenkmale in Dresden die Regelungen des Sächsischen Denkmalschutzgesetzes. Danach ist das Landesamt für Denkmalpflege zuständig für die Beurteilung der Schutzwürdigeit einer Sache. Bei Entscheidungen über den Umgang mit dieser Sache kommt dann auch die kommunale Denkmalbehörde ins Spiel. Und vor allem können andere öffentliche Interessen dem Interesse an der unveränderten Erhaltung eines Denkmals entgegenstehen. So erklärt sich zum Beispiel, dass in uralte Baudenkmale Fahrstühle eingebaut werden, um Barrierefreiheit zu erzielen. Es kommt auch immer wieder vor, dass einzelne Besonderheiten eines Denkmals aufgegeben werden, um es im Großen und Ganzen erhalten zu können oder neue Nutzungsansprüche zu erfüllen. Man denke beispielsweise an den erinnerungsträchtigen und technikgeschichtlich bedeutenden originalen Saal des Kulturpalastes. An seine Stelle ist ein großartiger neu entworfener Konzertsaal getreten. Genauso wird die vom Stadtrat beschlossene Reduktion des Fahrverkehrsraumes im Zuge der Großen Meißner Straße/Köpckestraße ein Gewinn sein, und zwar auch für die Wirkung und Erlebbarkeit der dann verbleibenden Bestandteile des geschützten Ensembles Neustädter Markt.
° Gesetzliche Aufgabe der Denkmalbehörden ist es, dafür einzutreten, dass das, was Zeugniswert hat und historische Anschauung vermittelt, erhalten bleibt, jedenfalls so weit wie im Wettstreit der Interessen erreichbar. Bei der weiteren Planung für das Kulturdenkmal Neustädter Markt wird es also nicht einfach nur um einen Instandsetzungsplan gehen, sondern es werden Zielkonflikte zu bewältigen und Prioritäten zu setzen sein.
° Der Stadtrat hat beschlossen, dass die Öffentlichkeit am Planungsprozess beteiligt wird. Die Initiative "Neustädter Freiheit" wird diese Möglichkeit nutzen, ebenso wie gewiss auch die GHND e.V., die zwar besondere mediale Aufmerksamkeit genießt, aber keineswegs stärker legitimiert ist, an der Meinungsbildung und Entscheidungsfindung mitzuwirken als andere Bürger dieser Stadt. (20.06.2021)

Gerade rechtzeitig! Der Neustädter Markt steht unter Denkmalschutz
Früher oder später war damit zu rechnen, nun ist es geschehen: Der Neustädter Markt wurde mit Datum vom 31. Mai 2021 unter Denkmalschutz gestellt. Das kommt zur rechten Zeit. Denn wenn in der zweiten Jahreshälfte die öffentliche Diskussion erster Bebauungsplanentwürfe für das Königsufer beginnt, wird es unter anderem darauf ankommen, kritisch zu beurteilen, wie die Zugänglichkeit, die Nutzung und die Wirkung des Neustädter Marktes dadurch verändert werden, – positiv oder negativ.
Überraschend ist es nicht, dass der Neustädter Markt offiziell als erhaltenswertes Geschichtszeugnis anerkannt wurde: Wer den Platz aus eigener Erfahrung kennt, wer auch nur oberflächlich über die Geschichte der Dresdner Innenstadt, über Städtebau und Landschaftsarchitektur der Zeit nach 1945 in Deutschland informiert ist und außerdem die Kriterien kennt, nach denen Sachen oder sogar ganze Orte unter den Schutz der Denkmalschutzgesetze deutscher Bundesländer zu nehmen sind, der wird in diesem Schritt eine schlichtweg sachgerechte und angemessene Formalie sehen. Die Qualität und Bedeutung gestalterischer Leistungen aus vergangenen Zeiten wird jedoch oft erst (an-)erkannt, wenn sie abgerissen werden sollen oder nachdem sie zerstört sind. Besonders an Werken der Ostmoderne hat sich gezeigt, dass der zeitliche Abstand von mindestens einer Generation, also etwa dreißig Jahren, nötig ist, um sachlich über deren Erhaltungswürdigkeit zu urteilen. Für den Neustädter Markt ist es jetzt, annähernd 42 Jahre nach der Einweihung, endlich so weit.
Von nun an geht es darum, wie mit dem wertgeschätzten Ort umzugehen ist. Was ist zu seiner Erhaltung, zur eventuell wünschenswerten Restaurierung oder auch zur Anpassung an heutige Nutzungsanforderungen zu tun? Im Umgang mit Kulturdenkmalen sind die Dresdner Bürger wie auch die in unterschiedlichen Funktionen für die Kulturdenkmale in der Stadt Verantwortlichen sehr erfahren. Wir hoffen deshalb das Beste für den Neustädter Markt.


Sprudeln lassen!


Wie wertvoll Brunnen für die Nutzung und Atmosphäre öffentlicher Plätze und Gartenanlagen sind, hat sich in den heißen, trockenen Sommern der letzten Jahre und zusätzlich unter den Bedingungen der Pandemie so spürbar wie nie zuvor erwiesen. Schon deshalb sollte jeder vorhandene Brunnen auch wirklich sprudeln, und das gilt umso mehr, wenn er sich im vielbesuchten Zentrum der Stadt befindet und es sich obendrein um ein Kunstwerk mit raffiniertem Wasserspiel handelt, das unter Denkmalschutz steht. All das gilt für das von Friedrich Kracht (1925-2007) gestaltete, 1979 eingeweihte Brunnenpaar auf dem Neustädter Markt. Einer davon musste wegen Hochwasserschäden vor nun schon fast zwanzig Jahren stillgelegt werden.
Zwar hat der Dresdner Stadtrat im Juli 2020 beschlossen, diesen peinlichen Missstand zu beheben. Geld für die Instandsetzung des Brunnens ist aber bisher nicht im Haushalt der Stadt vorgesehen. Die Initiative "Neustädter Freiheit", die sich dafür einsetzt, dass der Neustädter Markt in seinen während der 1970er Jahre geschaffenen Grundzügen erhalten bleibt und als begrünter Stadtplatz weiterentwickelt wird, hat deshalb dafür gesorgt, dass zum Tag des offenen Denkmals 2020 im "Fonds Stadtgrün" ein Konto für die Restaurierung des Kracht-Brunnens eingerichtet wurde. Uns war klar, mit Spenden nur einen eher symbolischen Betrag zu den Kosten leisten zu können, aber immerhin sind bisher rund 2 300 Euro auf dem Konto eingegangen.
In dieser Situation freut es uns außerordentlich, was der Stadtrat und Landtagsabgeordnete Thomas Löser (Bündnis 90/ Die Grünen) am 26. April 2021 verkündete: Im neuen Haushalt des Freistaates Sachsen werden im Rahmen des Budgets für den Denkmalschutz 500 000 Euro speziell für den Kracht-Brunnen auf dem Neustädter Markt bereitgestellt!
Nun ist die Stadt Dresden am Zuge, der es obliegt, die Restaurierung des Brunnens zu planen und zu beantragen, dass ihr die Landesmittel zugewiesen werden. Auch ergänzende Mittel aus dem städtischen Haushalt werden vermutlich gebraucht.
Die Aktiven der Initiative "Neustädter Freiheit" sind glücklich über das deutliche Zeichen von Wertschätzung für Werke der Ostmoderne durch den Landtag und die Landesregierung. Wir sind dem Stadtrat und Landtagsabgeordneten Thomas Löser für seinen Enisatz in dieser Sache dankbar. - Und wir werben weiterhin dafür, mit Spenden dazu beizutragen, dass der Kracht-Brunnen in nicht allzu ferner Zukunft wieder sprudelt. (05.05.2021)



Unterstützen Sie bitte mit einer Spende die Instandsetzung des defekten Kracht-Brunnens auf dem Neustädter Markt in Dresden.
Empfänger: Spendenkonto der LH Dresden
IBAN: DE23 8505 0300 3120 000034
BIC: 05DDDE81XXX
Ostsächsische Sparkasse Dresden
Verwendungszweck: FONDS STADTGRÜN, Kracht-Brunnen, N.M. (Anschrift des Spenders)
Für Rückfragen zur Spendeneinzahlung bitten wir Sie, sich an die Stadtkämmerei der Landeshauptstadt Dresden zu wenden (per Mail an stadtkaemmerei@dresden.de). Für Ihre Spenden stellt die Kämmerei Bescheinigungen aus, sofern die Adresse des Spenders angegeben wurde.


Am 20. November veröffentlichte die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e. V. eine Stellungnahme, in der Frau Prof. Dr. Erika Schmidt von der Initiative „Neustädter Freiheit“ direkt angesprochen wurde. Wir möchten Ihnen hier in Reaktion auf die Stellungnahme das folgende Statement zur Kenntnis geben. (25.11.2020)

Positionsbestimmung
Der erste offene Brief, mit dem sich die Initiative "Neustädter Freiheit" Anfang März 2019 wegen der Zukunft des Neustädter Marktes an die politisch und in der Stadtverwaltung Verantwortlichen wandte, enthält unter anderem meine Einschätzung der historischen Bedeutung des Neustädter Marktes in seiner heutigen, auf die 1970er Jahre zurückgehenden Form. Dieser Text vom Februar 2019 , überschrieben mit: "Der Neustädter Markt heute: Erhaltenswert!", wurde bei einer Veranstaltung der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e. V. am 30.10.2020 im Vortrag von Herrn Prof. Dr. Peter Stephan unzutreffend als "Gutachten" bezeichnet und kritisch kommentiert. Ich habe mich nie als Gutachterin über den Neustädter Markt geäußert. Dies sei vorangestellt.
Mit Datum vom 20. November 2020 veröffentlichte die GHND eine mit 30.10.2020 datierte (von der GHND als "Gutachten" bezeichnete) Meinungsäußerung der Kunsthistoriker Prof. Dr. Peter Stephan, Prof. Dr. Heinrich Magirius und Dr. Stefan Hertzig zu meinem Text vom Februar 2019. Sie beurteilen meine Einschätzung der ästhetischen Qualitäten und historischen Bedeutung der Platzanlage als nicht stichhaltig. Nun steht Meinung gegen Meinung, und vermutlich gibt es noch zahlreiche andere, bisher nicht veröffentlichte Einschätzungen des Neustädter Marktes in seiner heutigen Beschaffenheit. Aktuell liegt der Ball beim Landesamt für Denkmalpflege, das über die Denkmalschutzwürdigkeit der Platzanlage zu befinden hat.
Unabhängig vom historischen Zeugniswert des heutigen Bestandes, unabhängig auch von ästhetischen oder kunsthistorischen Urteilen, gibt es gute und gewichtige Gründe, die dafür sprechen, den Neustädter Markt unbebaut zu lassen und vom heutigen Bestand ausgehend freiraumplanerisch weiter zu qualifizieren. Seine landschaftsarchitektonische Gestaltung ermöglicht eine Vielfalt von Nutzungen, er bietet hohe Aufenthaltsqualität, und dem Baumbestand, der hoffentlich noch ergänzt werden kann, sobald die Flächen für den motorisierten Individualverkehr zwischen Augustusbrücke und Neustädter Markt möglichst weitgehend reduziert sind, kommt in der teils stark überhitzten Inneren Neustadt stadtklimatische Bedeutung zu (siehe "Der Neustädter Markt aus Sicht der Initiative Neustädter Freiheit. Qualitäten, Handlungsbedarf und Chancen", 30.10.2020 ).
Deshalb ist es meines Erachtens nach wie vor richtig und wichtig dafür einzutreten, dass der Neustädter Markt unbebaut bleibt.
Dresden, den 24.11.2020
Erika Schmidt

Am 30. Oktober 2020 richtete die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e. V. die Tagung "Der Neustädter Markt in Dresden – Geschichte, Gegenwart und Zukunft" (Link zum Programm) aus. Mit dabei waren auch Prof. Dr. Erika Schmidt und Dr. Heiko Lieske von der "Neustädter Freiheit".
Die Tagung ist mittlerweile auf Youtube dokumentiert und wir möchten dies gerne noch einmal nutzen, um auf die Sichtweise der Initiative zur Zukunft des Neustädter Markts anhand des Vortrags von Frau Prof. Dr. Erika Schmidt aufmerksam zu machen (die Präsentation zu Prof. Dr. Erika Schmidts Beitrag ist als *.pdf hier zu finden; das ensprechende Vortragsmanuskript ist hier hinterlegt). (23.11.2020)


Unterschutzstellung des Hotel Bellevue (14. September 2020)
Wie die Sächsische Zeitung am 14. September 2020 berichtete, steht nun das Hotel Bellevue an der Großen Meißner Straße seit einigen Wochen auf der Denkmalliste. Das zuständige Landesamt für Denkmalpflege würdigt den Komplex, der eines der wenigen noch erhaltenen barocken Dresdner Bürgerhäuser integriert, als bedeutsame Hotelanlage der 1980er Jahre. Die Unterschutzstellung führt zugleich zu Konsequenzen – wie geht man nun bspw. mit den Vorschlägen aus dem Siegerentwurf (Bernd Albers mit Vogt Landschaftsarchitekten ) des städtebaulichen Ideenwettbewerbs um? Gleichfalls überprüft das Landesamt für Denkmalpflege die Schutzwürdigkeit des Neustädter Marktes als Platzanlage - wir sind gespannt.
Sehr lohnenswert in diesem Zusammenhang ist auch ein Blick in die vor wenigen Tagen erschienene Dokumentation zum städtebaulichen Ideenwettbewerb und der Bürgerbeteiligung hieran (erhältlich im Stadtbezirksamt Neustadt, im Neuen Rathaus und im Stadtplanungsamt im World Trade Center). Darin findet man auch nochmals alle eingereichten Entwürfe.


Picknick am Brunnen zum Tag des offenen Denkmals
(13. September 2020)

"PICKENICK, PICKNICK, m. n., im 18. Jahrh. entlehnt aus engl. picknick, franz. piquenique, ein gesellschaftlicher Schmaus, wozu jeder theilnehmer einen beitrag an speisen oder getränken mitbringt […]." (Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Bd. 7. Leipzig 1889, Sp. 1841.)
Zum Tag des offenen Denkmals am 13. September laden wir zwischen 11-13 Uhr herzlich zum Picknick am Kracht-Brunnen (Neustädter Markt, Ostseite) ein. Statt Picknickkörben sind Eimer willkommen, um den defekten Brunnen symbolisch mit Wasser zu füllen. Wir bitten die aktuellen Hygienemaßnahmen zu beachten. (04.09.2020)
Kunsthistorische Führungen am Tag des offenen Denkmals (8. September 2019)
Der Tag des offenen Denkmals ist in diesem Jahr mit dem Motto "Modern(e) – Umbrüche in Kunst und Architektur" überschrieben. Man könnte könnte annehmen, dass es sich hierbei um das Leitmotiv des Neustädter Marktes handelt. Im Rahmen des vielfältigen Programms bieten wir drei Führungen an:
• 10 Uhr_Führung Neustädter Markt (mit Prof. Dr. Erika Schmidt und Antje Kirsch; Treffpunkt: Goldener Reiter)
• 12 Uhr_Führung: „Die Hauptstraße – Straße des Barock oder der Ostmoderne?“ (mit Daniel Fischer und Martin Neubacher vom Netzwerk ostmodern; Treffpunkt: Goldener Reiter)
• 14 Uhr_Führung „Ostmoderne am Albertplatz“ (mit Daniel Fischer und Martin Neubacher vom Netzwerk ostmodern, Treffpunkt: Hauptstraße 46, vor dem Restaurant „Der Löwe“)
Das komplette Programm zum Tag des offenen Denkmals in Dresden und weitere Informationen gibt es hier.
Raumkonferenz von Konglomerat e. V. im vom 17. bis zum 23. Juni 2019
Der Verein Konglomerat e. V. hat im Rahmen der Raumkonferenz 2019 ein überaus vielfätiges Programm zur Stadtgestaltung in Dresden vorgestellt. Im Zentrum des Programms stehen dabei Fragen nach Gemeinwohl, Baukultur, Bodenfragen und Koproduktion.
Dies sollte vor allem auch an Dresdner Beispielen deutlich gemacht werden, die gerade im Fokus stadtentwicklerischer Überlegungen stehen. Neben dem Leipziger Bahnhof, der Robotron-Kantine und dem ehem. Plattenwerksareal in der Johannstadt war auch der Neustädter Markt ein "Zukunftsschutzgebiet".
Beim Speed-Dating waren wir dabei und haben dem Programm auch eine kunsthistorische Note geben dürfen und mit einer Führung über den Neustädter Markt, der vor allem die Kunst im öffentlichen Raum vorstellte.


Gesprächsrunde mit KommunalpolitikerInnen im Vorfeld der Landtagswahl (11. Mai 2019)

Im Vorfeld der Landtagswahl in Sachsen sprachen wir mit Dresdner KommunalpolitikerInnen über die weiteren Schritte im Umgang mit dem Neustädter Markt. Mit dabei waren Vincent Drews (SPD), Johannes Lichdi (Grüne), Gunter Thiele (CDU), Benita Horst (FDP) und Tilo Wirtz (Die Linke).
Das Echo der Diskussion war erstaunlich einhellig: Die beteiligten Stadtratsfraktionen sprachen sich breit und klar gegen eine Überbauung des Neustädter Marktes aus.

Mitschnitt zum Nachhören hier.


Jane's Walk – Barock und Ostmoderne – eine spannende Mischung
5. Mai 2019


Die Kernzone der Inneren Neustadt ist ein reizvolles Gefüge aus Bauten und Landschaftsarchitektur. Ihre Grundzüge aus der Barockzeit wurden im 19. und 20. Jahrhundert aufgegriffen und mit zeittypischen Elementen neu interpretiert. Zentrales Thema des Spaziergangs sind die besonderen Qualitäten des Fußgängerbereichs Hauptstraße und Neustädter Markt, vollendet 1979. Ein promenadologischer Spaziergang mit Prof. Dr. Erika Schmidt und Martin Neubacher M. A.

FATA MORGANA (13. April 2019)



Für einige Momente erscheint auf dem Platz, der den Goldenen Reiter umgibt, das Gespenst einer Bebauung. Die Bürgerinitiative "Neustädter Freiheit" führt ansatzweise vor Augen, wieviel vom heutigen Bewegungsraum und Baumbestand den veröffentlichten Vorschlägen für Bebauung auf dem Neustädter Markt zum Opfer fallen würde.
Denn schon lange gibt es Ideenskizzen und nun auch prämierte Wettbewerbsbeiträge, die darauf zielen, den Neustädter Markt zu verkleinern und den Goldenen Reiter mit einem engeren Rahmen aus Gebäuden zu umgeben. Man orientiert sich dabei am Gefüge aus Bauten und Straßen der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, das auf die Barockzeit zurückging. Statt dessen wurde jedoch vor nunmehr 40 Jahren — zusammen mit der Straße der Befreiung/Hauptstraße - ein großzügiger Freiraum geschaffen. Wirkungsvoller Baumbestand und zwei künstlerisch gestaltete Brunnen machen ihn zum angenehmen Aufenthaltsort. Der Neustädter Markt von heute ist ein außergewöhnliches Beispiel für das Aufgreifen der stadtlandschaftlichen Besonderheit des Ortes und Weiterentwicklung historischer städtebaulicher Ideen mit Gestaltungsmitteln der 1970er Jahre. Hinzukommt, dass der Trend zur maximalen baulichen Verdichtung auch die Innere Neustadt betrifft. Mit der Erhaltung von Freiraum und Baumbestand lässt sich auf dem Neustädter Markt ein deutliches Stoppzeichen dagegen setzen und eine Oase für das Stadtleben an heißen Sommertagen sichern.



Offener Brief mit Stellungnahmen von Prof. Dr. Erika Schmidt sowie Roland Steffan und Hans-Jörg Schwabl (1. März 2019)
Mit dem Offenen Brief, der zugleich Einschätzungen von Mitgliedern der Bürgerinitiative "Neustädter Freiheit" enthält, möchten wir unser Anliegen präsentieren und in dieser Weise auch auf den nun entschiedenen städtebaulichen und freiraumplanerischen Wettbewerb Königsufer/Neustädter Markt reagieren. Sie finden den Offenen Brief hier.



Frühlingsspaziergang durchs grüne Zentrum von Dresden
29. April 2023 von 14.30 bis 16.00 Uhr

Durch das Dresdner Stadtzentrum zieht sich eine Folge von Fußgängerbereichen und Plätzen, die vom Hauptbahnhof im Süden bis an den Beginn der Königsbrücker Straße im Norden reicht. Wo diese Promeniermeile ans rechte Elbufer stößt, weitet sich der Stadtraum und wird zum Erholungsort im Grünen.
Beim „Frühlingsspaziergang“ wollen wir zeigen, welche unterschiedlichen „grünen“ Bereiche dazu gehören und auch zum Gehölzschutz informieren. Die Runde beginnt mitten auf dem Neustädter Markt und endet am Kracht-Brunnen auf dem östlichen Neustädter Markt.
Treffpunkt: Goldener Reiter
Dauer: etwa 1 ½ Stunden; barrierefreie Wege
Keine Anmeldung erforderlich.